Preisträger*innen

EMAF Award: "Untitled Sequence of Gaps" von Vika Kirchenbauer

Der mit 3.000 Euro dotierte EMAF Award für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst geht 2020 an "Untitled Sequence of Gaps" von Vika Kirchenbauer (DE 2020)

Die Jury schreibt in ihrer Begründung:

"In 'Untitled Sequence of Gaps' führt Vika Kirchenbauer eine Reihe von Themen zusammen, mit denen sie sich in ihrem Werk wiederholt auseinandergesetzt hat – angefangen mit der frühen, sehr persönlichen Arbeit 'Like Rats Leaving a Sinking Ship' über neuere Videoarbeiten und Klangperformances bis hin zu theoretischen Essays zu Ästhetik und zeitgenössischen Ökonomien der Affektivität im Verhältnis zum geotherten Körper. Mit welchen Bildern lässt sich die mäandernde Suche nach Identitäten beschreiben, ohne in die Fallen der Identitätspolitik und ihrer Erzählungen zu tappen? Indem sie Bilder aus der Kindheit und Gedanken über verlorene oder überschriebene Erinnerungen mit allgemeinen Überlegungen zur Physik des Sehens und der Sichtbarkeit verbindet, erzeugt Kirchenbauer eine dichte Reflexion über die Machtstrukturen des Sehens und gesehen Werdens. Im Oszillieren zwischen öffentlichen und privaten Bildern, wissenschaftlichen und persönlichen Erkenntnissen, physikalischen Phänomenen und subjektiven Empfindungen legt sie immer wieder ihren Finger in die Lücken der Erinnerungsproduktion – nicht um sie zu schließen, sondern um sie als offene Räume für das noch nicht Sichtbare zu bewahren. Die Art und Weise, wie 'Untitled Sequence of Gaps' unterschiedliche Verfahren, Genres und Materialien verbindet, um ein offenes Feld des Denkens und der Reflexion zu schaffen, sowie die eindeutige Stellung dieser Arbeit innerhalb ihres bisherigen Werks haben uns dazu bewogen, den EMAF Award 2020 an Vika Kirchenbauer zu vergeben.

"Untitled Sequence of Gaps" (DE 2020) by Vika Kirchenbauer

Lobende Erwähnung EMAF Award: "Billy" von Zachary Epcar

Die Internationale Jury vergab eine lobende Erwähnung an "Billy" von Zachary Epcar".

"Billy" by Zachary Epcar

Dialogpreis: "Once Removed" von Lawrence Abu Hamdan

Der mit 2.000 Euro dotierte Dialogpreis des Auswärtigen Amtes zur Förderung des interkulturellen Austausches geht 2020 an "Once Removed" von Lawrence Abu Hamdan.

Die Jury schreibt in ihrer Begründung:

"Der Dialog Preis des Auswärtigen Amts geht an `Once Removed´ von Lawrence Abu Hamdan. Das Video ist eine außerordentlich vielschichtige Betrachtung über den Gesprächsakt, die Komplexität von Forschung und die Fluidität der Erinnerung. Es wirft die Frage auf, wie die Bedeutung unterschiedlicher Leben, die in der Vergangenheit gelebt wurden, zu gewichten sei und wie sie in eine unsichere Gegenwart hineinwirken. Zugleich untersucht das Video die Schrecken des Krieges und die allgemeine Verblendung von Gesellschaften, die sich durch die Anerkennung und Wertschätzung kultureller Unterschiede in Frage gestellt sehen. All dies wird mit der sensiblen und sicheren Hand eines versierten Künstlers verhandelt, der den Gipfel seines Talents und seiner Erfolge noch nicht erreicht hat.

"Once Removed" by Lawrence Abu Hamdan

Lobende Erwähnung Dialogpreis: "Apiyemiyekî?" von Ana Vaz

Die Internationale Jury vergab im Zusammenhang mit dem Dialogpreis des Auswärtigen Amtes eine lobende Erwähnung an "Apiyemiyekî?" von Ana Vaz.

"Apiyemiyekî?" von Ana Vaz

Internationale Jury

Die Internationale Jury hat zwei Preise vergeben: den EMAF Award und den Dialogpreis. Sie bestand in diesem Jahr aus Tasja Langenbach (Köln), Tinne Zenner (Kopenhagen) und Greg de Cuir Jr (Belgrad)

International Jury: Tasja Langenbach (Köln), Tinne Zenner (Kopenhagen) und Greg de Cuir Jr (Belgrad)

EMAF Medienkunstpreis des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK): "Untitled Sequence of Gaps" von Vika Kirchenbauer

Der mit 1.000 Euro dotierte EMAF Medienkunstpreis des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK) geht in diesem Jahr an "Untitled Sequence of Gaps" von Vika Kirchenbauer.

Die Jury schreibt in ihrer Begründung:

"Gesellschaftliche Gewalt kann viele Formen annehmen. Ihre Visualisierung folgt in der Regel bestimmten Konventionalisierungen, die sich auf das Sichtbare konzentrieren und Gewalt in offen-sichtlichen Bereichen verorten, wie Militär, Krieg oder augenfälligen Spuren an verletzten Körpern. Gewalt kann aber natürlich immer auch strukturell sein und sich im Verborgenen auswirken. Welche Spuren hinterlässt sie dann? Dass die Bilder wie auch das erzählende Ich in "Untitled Sequence of Gaps" nur schwer zu greifen und von einer mitunter fast geisterhaften Präsenz sind, ist Programm. Wie sich Bilder für traumatische Erfahrungen finden lassen, die im Schwarzen Loch der Erinnerung verschüttet liegen, ist die Frage, die Vika Kirchenbauer mit den Mitteln des Films stellt und zu innovativen Bildfindungen antreibt. Den im Titel angedeuteten „untitled gaps“ nähert sich die Künstlerin mit einer beeindruckenden Collage aus heterogenem Material, die sich in der Montage von Found Footage, (erotischer) Inszenierung und bildwissenschaftlicher Visualisierungen den eigentlich undarstellbaren Anteilen von Erinnerung widmet. Ihren Widerhall finden sie in nicht-sichtbarem Licht: Mikrowellen, Infrarot und Schwarzlicht. So entsteht eine assoziationsreiche, eindringliche Erzählung über fluktuierende Identitäten, Formen der Erinnerung und Spuren von Gewalt."

Vika Kirchenbauer

Lobende Erwähnung EMAF Medienkunstpreis der Deutschen Filmkritik (VDVK): "Pigeons and Architecture" von Anne Linke

Die Jury des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK) hat eine lobende Erwähnung ausgesprochen, und zwar an "Pigeons and Architecture" von Anne Linke.

Die Jury schreibt:

"Die Frage, wie und mit wem wir leben wollen, bildet den Grund vieler gesellschaftlicher Überlegungen. Unweigerlich schließen sich daran Fragen der Teilhabe an – für menschliche ebenso wie für nicht-menschliche Akteur*innen. Mit konsequenter Bildsprache und einem persönlich gefärbten Voice-Over eröffnet Pigeons and Architecture eine filmische Reflexion über Teilhabe und Marginalisierung. Regisseurin Anne Linke zeichnet mit ihrer Beobachtung von Tauben einen präzisen aber oft übersehenen Stadtraum, der sich vor allem an den Ecken und Spalten von Beton manifestiert. Tauben unterminieren jede architektonische Maßnahme zu ihrer Bewegungseinschränkung, und so werden diese (ja meist ungeliebten) städtischen Mitbewohner im Film zum Modell einer Subversion von oft auch als „unmenschlich“ kritisierter Architektur."

"Pigeons and Architecture" by Anne Linke

VDFK Jury

Die Jury des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK) bestand in diesem Jahr aus den Filmjournalist*innen Annette Brauerhoch (Frankfurt), Esther Buss (Berlin) und Hannes Wesselkämper (Berlin). Sie vergab den EMAF Medienkunstpreis des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK).

Online conferenz of VDFK Jury consisting of film journalist Annette Brauerhoch (Frankfurt), Esther Buss (Berlin) and Hannes Wesselkämper (Berlin).